Festschrift - Leporello

2000 - 2025

Interview mit Rony Gadient

Musicaldarsteller, Solist und Präsident


Kannst du dich kurz vorstellen?

Sehr gerne, mein Name ist Rony Gadient, ich bin 45 Jahre alt, wohne in Küssnacht und ich singe im 1. Bass. Mitglied im männerxang küssnacht bin ich seit 2018 und ich habe nun seit zwei Jahren die grosse Ehre – oder auch den Mut – dem Verein auch als Präsident zu dienen.

 

Du bist jung, du bist Unternehmer, wie kommt einer wie du dazu, im mxk zu singen?

Das ist eine gute Frage! Es ist tatsächlich so, dass ich mich als Unternehmer nicht über zu viel Freizeit beklagen kann.

An erster Stelle steht sicher meine Liebe zur Musik und zur Kunst. Der männerxang bietet mir einen perfekten Ausgleich zum hektischen Alltag. Singen ist für mich eine Möglichkeit, den Kopf frei zu bekommen.

Dann ist der männerxang ein ambitiöser Verein, besetzt mit Mitgliedern, welche sich nicht einfach nur zu einer Bierprobe treffen, sondern denen die musikalische Qualität wichtig ist. Wir pflegen den Chorgesang sowie die Gemeinschaft und den Zusammenhalt.

 

Warum singst du überhaupt?

Früheste Kindheitserinnerungen von mir haben mit Singen und der Musik zu tun. Beispielsweise war meine Lieblingsplatte bei meinen Grosseltern in Dietwil  Mozarts "Zauberflöte". Bei mir hat sich seit jeher immer vieles um Musik und Gesang gedreht. Dieser Passion abzuschwören, ist im Erwachsenenalter sinnlos und wäre auch schade.

 

Warum im mxk?

Dies ist zum Einen der Überzeugungskraft des ehemaligen Präsidenten Heinz Hüsler zu verdanken. Wobei ich denke, ich war ein leicht zu überzeugendes Opfer und es hat Heinz nicht viel abverlangt, mich für eine Teilnahme im Chor zu überzeugen. Wir feiern gerne und viel – jedoch ist es uns enorm wichtig, uns gesanglich stetig weiterzuentwickeln, neue Wege zu begehen, nicht stehen zu bleiben und nicht als verstaubter „Männerclub“ wahrgenommen zu werden.

 

Du bist auch ausgebildeter Musicaldarsteller, bist in Hauptrollen auf grossen Bühnen im In- und Ausland gestanden. Bist du als Sänger nicht unterfordert?

Die Kunst als Bühnendarsteller ist es, Schwieriges und Anspruchsvolles so aussehen zu lassen, als ob es nichts Einfacheres gäbe. Dies ist übrigens auch der Grund, weshalb man als Zuschauer oft den Gedanken hat: „Hey – das will ich auch versuchen. Das kann ich sicher auch!“ Aber genau das muss das Ziel eines Bühnendarstellers sein: Beim Zuschauer Leidenschaft, Begeisterung und Emotionen zu wecken. Nur weil ich ausgebildeter Sänger und Bühnendarsteller bin, heisst das nicht, dass mich die Projekte des männerxangs oder die Literatur unseres Chores nicht herausfordern würden. Sich als professioneller Darsteller von Amateuren abzuheben – nur des professionellen Status wegen – finde ich sehr vermessen und abgehoben.

 

Ich habe als ehemaliger Profi eine andere Herangehensweise an ein Lied. Die erste Arbeit des „Ab-Blatt-Singens“ fällt mir sicher leichter, aber das zählt nicht, es zählt das Endresultat. Und da gibt es für alle nur ein Ziel, ob professioneller Sänger oder Laie spielt dabei keine Rolle: Der Funke muss auf das Publikum, den Zuschauer und den Zuhörer überspringen. Der grösste Unterschied zwischen einem Laiensänger und einem Profi liegt nicht am Ziel, sondern an der Vorbereitung und an der Kondition. Als professioneller Musicaldarsteller hat man in der Regel nur vier bis sechs Wochen Zeit, zusammen mit dem Ensemble ein komplettes Bühnenstück von zweieinhalb Stunden Dauer einzustudieren. Das Lernen der Texte oder die Vorbereitung von Gesangsstücken und Soli erfolgt im Selbststudium und teilweise mit einem eigenen Gesangs- und Sprechcoach. Nach der Premiere stehst du dann je nach Haus und Engagement acht Mal pro Woche auf der Bühne. Die echte Herausforderung ist die: Du musst, auch in der 86. Show, immer noch total spontan und leidenschaftlich wirken. Gefragt ist Passion. Nur so springt der Funke über ins Publikum.

 

Singen ist eines, du bist aber auch Präsident des Chores. Warum hast du dieses Amt übernommen?

Mir liegt der männerxang am Herzen und die Aufgabe ist sehr reizvoll. Der männerxang hat in den letzten Jahren einen grossen Wandel erlebt und ist als ältester Verein des Bezirks Küssnacht vom Liederkranz 1850 über den Männerchor zum heutigen männerxang küssnacht 2025 gewachsen und gereift. Diesem Verein präsidial vorzustehen ist eine grosse Ehre und ich freue mich, zusammen mit dem ganzen Vorstand und allen Mitsängern den Verein weiterzubringen.

 

Es gibt nicht nur den Präsidenten, es gibt auch einen Vorstand und den Dirigenten. Wie muss man sich diese Zusammenarbeit vorstellen?

Wie ein gut eingespieltes Ensemble. Jeder kennt seine Rolle, und wir arbeiten harmonisch zusammen. Der Vorstand wurde in den letzten zwei Jahren auch grundlegend neu zusammengesetzt und wir arbeiten in dieser neuen Besetzung hervorragend zusammen.

 

Es fällt auf, dass die Vereinsleitung sehr jung aufgestellt ist. Ich denke, der mxk hat den jüngsten Vorstand eines Männerchors weitherum. Gründe? Vorteile? Nachteile?

Die Gründe für unseren jungen Vorstand weiss ich ehrlich gesagt nicht. Bei uns gibt es im Vorstand keine Alters-Guillotine. Vielleicht habe ich als 45-jähriger Präsident eine abschreckende Wirkung auf unsere pensionierten Mitglieder, wer weiss …

Die Vorteile sind sicher, dass wir neue Ideen haben und oft viel Mut an den Tag legen. Der frische Wind lässt uns einstweilen vielleicht auch gelassen – um nicht zu sagen blauäugig – neue Sachen anpacken. Damit überfordern wir vielleicht auch ab und zu unsere Mitsänger, aber ich glaube, das tut uns allen immer wieder gut. Als Nachteil stelle ich unsere Erfahrung beziehungsweise bzw. das Fehlen derselben ab und an fest. Für uns ist fast jedes Projekt Neuland und wir sammeln bei jedem Konzert oder bei jedem Projekt Erfahrungen, welche wohl für unsere vorherigen Vorstandskollegen zu den Routinearbeiten gehört haben.

 

Als Präsident führst du den Chor. Traditionelle Gesangsvereine kennen meist dieselben Problemzonen, nämlich Überalterung/Mitgliederzahl, musikalische Leitung und Leistung, Probenbesuch und Kassenstand. Wie steht es damit beim mxk?

Naja… also von „Führen“ möchte ich jetzt nicht sprechen. Ich verfolge zusammen mit dem Vorstand eine Vision. Diese umzusetzen, das streben wir an. Der männerxang küssnacht beziehungsweise alle Chöre in der Schweiz, leisten meiner Meinung nach einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Vielfalt innerhalb unserer Gemeinschaft. Für den männerxang heisst das innerhalb des Bezirks Küssnacht. Das ist eine ganz wichtige Aufgabe. Denn mit den Aktivitäten der Vereine und Organisationen, beginnt unser Bezirk zu leben. Mit dieser Vision vor Augen, gelingt es uns immer wieder Mitsänger zu finden, welche ihren Teil zu einem tollen und farbenfrohen Vereins- und Dorfleben beitragen wollen.

So haben wir zum Glück nicht mit Mitgliederschwund zu kämpfen, wenn ich mir auch immer wieder einen Bestand von 50 Sängern wünschen würde. Dank unseres jungen Dirigenten Jonathan Prelicz blicke ich sehr zuversichtlich in die Zukunft und die musikalische Entwicklung des Vereins. Jonathan leistet hervorragende Arbeit und wir arbeiten auch grossartig zusammen.

Auch die Vereinskasse macht uns im Moment keine Sorgen. Dank der unglaublichen Arbeit meines Vorgängers, Ehrenpräsident Heinz Hüsler, und seines Kassenwarts Bruno Rickenbacher, durften wir einen Verein mit gesunden Finanzen beerben. Man darf aber auch sagen, dass wir sehr unternehmerisch unterwegs sind und Ausgaben und Einnahmen jeweils stark im Auge haben.

 

Was ist deine Vision eines „guten“ Chores?

Ein guter Chor ist wie ein gutes Bier: harmonisch, gut abgestimmt und erfrischend. Jeder soll sich einbringen können, und der Spass darf nie zu kurz kommen – denn nur ein glücklicher Chor klingt auch gut.

 

Es gibt verschiedenste Gründe, in einem Chor mitzusingen. Die einen wollen vielleicht singen, die anderen denken ans Bier nach der Probe. Wie schafft ihr den Spagat?

Ganz einfach: Wir kombinieren beides. Proben mit Leidenschaft, Auftritte mit Herz – und danach belohnen wir uns mit einem Bier. So bleibt jeder motiviert, egal ob für die Tonleiter oder den Gerstensaft.

 

Gibt es für dich persönliche Highlights in und mit dem Chor?

Unzählige: die Vereinsreise nach Solothurn mit einer Messbegleitung in der Kathedrale St. Urban, das Fest der Musik 2022 in Gossau, das Konzert «Reise in den Süden», das unglaublich tolle Konzert in der Tonhalle Zürich, usw.


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