Festschrift - Leporello

Anekdoten

Wussten Sie...?


…dass der vierstimmige Männerchorgesang eine Schweizer Erfindung ist?

Vierstimmigen Männergesang in Quartetten und Männerchöre in Akademien, Opern etc. gab es schon früher, aber es gab keinen in «zivilen» Vereinen organisierten Männergesang. Unser Land kann sich rühmen, die ältesten bürgerlichen Männerchöre der Welt aufzuweisen. Die Männerchor-Bewegung geht auf den Aufklärer und Zürcher Sängervater Hans Georg Nägeli (1773-1836) zurück. 


…dass es 1850 im Bezirk Küssnacht auf 30 erwachsenen Männer ein Wirtshaus gab und dass man in fünf davon auch heute noch einkehren kann? 

Fakt ist, dass es zur Zeit der Gründung des Männerchors Küssnacht 26 offizielle Gaststätten gab. Sie waren wichtig als Treffpunkte, als Drehscheiben für Nachrichten und für Festivitäten. Die Volkszählung von 1850 weist für den Bezirk 2788 Einwohner aus. Rechnet man mit dem damals üblichen Bevölkerungsanteil an erwachsenen Männern, so ergibt das eine Wirtschaft auf ca. 30 Männer. Diese Zahl wirft auch ein Schlaglicht auf den damals grassierenden Alkoholismus. Von den 26 Betrieben existieren heute noch: Hirschen, Adler, Engel, Rössli und die Linde in Merlischachen. Diese fünf Betriebe inserierten auch im Festprogramm des spektakulären Wohltätigkeitskonzerts 1918.

 


…dass der Männerchor Küssnacht mit der Wahl der Verkehrsmittel nicht immer Glück hatte und mitunter auch Kopf und Kragen riskierte? 

Die ersten Sängerfeste besuchten die Küssnachter mit Ross und offenem Wagen. Wenn es regnete, kroch man unter eine grosse Blache. Den Vogel schoss die Sängerschar aber auf der Sängerreise 1917 ab. Die Route führte über die Axenstrasse auf den Klausenpass und zurück.

 

Das Transportmittel: Ein mit Gartenbänken (!) bestückter Laster der Landwirtschaftlichen Genossenschaft mit Vollgummireifen und offener Ladefläche. Damals gab es offensichtlich noch keine Polizeipatrouillen. 

 


…dass die Küssnachter Männerchörler mithalfen, den Schweizer Psalm als Schweizer Nationalhymne ins Spiel zu bringen?

Der Zisterziensermönch Alberik Zwyssig hatte 1835 das Graduale „Diligam te Domine“ für seinen Musiklehrer und Novizenmeister, Pater Bumbacher, komponiert. Der liturgische Gesang gefiel, sodass Zwyssig 1841 der Melodie Verse von Leonhard Widmer unterlegte, sie für Männerchor arrangierte und unter dem Namen „Schweizerpsalm“ veröffentlichte. Die glühende Vaterlandsliebe in dieser Zeit verlangte nach einer Nationalhymne und Bumbacher setzte alles daran, den Schweizerpsalm zur Hymne der neuen Schweiz zu machen. Um den Psalm populär zu machen, liess er möglichst viele Männerchöre den Psalm singen. Genau dieser Pater Bumbacher war nun Kantonaldirektor der Schwyzer Sängervereine. Die Küssnachter übertrugen ihm bei ihrem Gesangsfest 1853 die Leitung sämtlicher Chöre. Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob damals in Küssnacht der Schweizerpsalm auch erklungen ist. Sicher aber ist, dass auch die Küssnachter Sänger die Resolution Bumbachers unterstützen, welche die Etablierung des Schweizerpsalms als Nationalhymne verlangte. Ebenso sicher ist, dass die Küssnachter Männerchörler 1853 der Zeit mehr als hundert Jahre voraus waren. Offiziell wurde Zwyssigs Komposition nämlich erst 1981 zur Schweizer Nationalhymne erklärt.

 


…dass der mxk auch schon die Pfarrkirche und sogar den Pausenplatz beim Schulhaus Seematt zum „Probelokal“ umfunktioniert hat?

Niemand denkt gerne an die Coronazeit zurück. Auch viele Vereine fielen ihr zum Opfer. Der mxk wollte unbedingt so lange wie möglich proben, musste und wollte aber die strengen Vorgaben betreffend Abstand und Probenräumlichkeiten erfüllen. Der Vorstand liess sich etwas einfallen und kam auf die unkonventionelle Lösung, die Pfarrkirche und den Pausenplatz beim Seemattschulhaus für die Proben zu nutzen.

 


…dass Covid-19 nicht die erste Epidemie war, die das mxk Vereinsleben zum Fast-Stillstand brachte?

Schon vor dem grossen Benefizkonzert, das 1918 über die Bühne gegangen war, gab es vereinzelt Krankheitsfälle, kurz danach folgten erste behördliche Anordnungen, welche das öffentliche Leben einschränkten und im Herbst gänzlich lahmlegten. Die Spanische Grippe war ausgebrochen und steckte zwei Millionen Menschen, damals die Hälfte der Schweizer Bevölkerung, ins Bett. Tausende starben. An ein Vereinsleben war nicht mehr zu denken. Auch die Maul- und Klauenseuche von 1939 sorgte für einen langen Probenstopp.

Probenbetrieb mit An- und Abstand während der Pandemie 2021

 


…dass der Männerxang auch bei der Wahl der Auftrittsorte äusserst kreativ ist?

Wir traten schon in Kathedralen, Kirchen, Klöstern auf, das ist nicht bemerkenswert. Dass wir aber mit einem Flashmob am Bahnhof überrascht und einen Werkhof bespielt haben, in einer Festung und im Luganer Radiostudio Rete 2 aufgetreten sind, in Asyl-Unterkünften, Modegeschäften und auf dem Katamaran der SGV gesungen, ja sogar einen Tunneldurchstich musikalisch begleitet haben, das setzt schon Ausrufezeichen. Speziell war sicher auch unser Einsatz als Background- „Boygroup“ bei „Kevin & Friends“.

 

Kathedrale St. Ursen



…dass der Männerxang 2024 mit dem renommiertesten Schweizer Orchester und im schönsten Konzertsaal der Schweiz aufgetreten ist?

 

Der älteste Männerchor der Schweiz, der Männerchor Zürich suchte Verstärkung für seine Kantatengala „Schwebe mein Lied“. Ein Projekt, das unseren Dirigenten Jonathan Prelicz reizte. Der Vorstand zog mit. Auch der Chor sagte zu, geriet aber an seine Leistungsgrenze. Die Anstrengung bescherte uns ein unvergessliches Erlebnis. Wir sangen in der vollen Tonhalle Zürich mit einem der besten Orchester Europas und internationalen Solisten.

 

 


…dass nicht nur in der Zeit der Gründung, sondern auch im heutigen Männerxang bisweilen politisiert wird?

Im aktuellen Chor sind zwei sozialdemokratische und ein Mitte-Kantonsrat, ebenso zwei ehemalige Parteipräsidenten der FDP. Ab und an gibt es Gesprächsstoff. Es geht aber bestimmt gesitteter zu und her als im Chor zur Zeit der Gründung.