Festschrift - Leporello
2000 - 2025
Interview mit Kevin Guerreiro Paulino
Solist, Songwriter, Vizepräsident und jüngster mxk-Sänger
Kannst du dich kurz vorstellen?
Ich heisse Kevin Guerreiro Paulino und komme aus Küssnacht am Rigi. Zum männerxang bin ich 2018 zunächst als Projektsänger gestossen und seit 2019 bin ich offiziell Mitglied des Chores. Seit 2021 bin ich Teil des Vorstandes und 2023 wurde ich als Vize-Präsident gewählt.
Du bist dem mxk schon sehr früh beigetreten, du bist Student, Songwriter, Popmusiker mit Auftritten im In- und Ausland, singst auch Fado. Wie kommt jemand wie du auf die Idee, einem Männerchor beizutreten?
Zum mxk gekommen bin ich durch zwei Personen, die mich unabhängig voneinander auf das Projekt „Nördliche Klänge“ angesprochen haben. Da ich schon immer in Chören gesungen habe, war es für mich selbstverständlich, einmal vorbeizuschauen. Die Möglichkeit, solistisch aufzutreten, hat mich zusätzlich gereizt. Geblieben bin ich jedoch wegen der herzlichen Kameradschaft, die den männerxang auszeichnet.
Fühlst du dich im Chor nicht ab und an etwas einsam?
Ganz im Gegenteil! Durch den Chor habe ich Freundschaften geknüpft, die über Altersgrenzen hinweggehen. Ein gutes Beispiel ist N.N., mit dem ich im Tenor singe. Trotz eines Altersunterschieds von über 50 Jahren sind wir ein unschlagbares Duo – wenn wir nebeneinandersitzen. Dann werden wir regelrecht zu „Kindsköpfen“. Einmal mussten wir sogar umgesetzt werden, damit wir die Probe nicht weiter durch unsere Albernheiten stören.
Seriöse mxk-ler beschreiben dich DARUM als bisweilen verspielt und nicht immer konzentriert. Ist da was dran?
Da ist sicherlich ein Körnchen Wahrheit dabei. Während ich im Studium und bei der Arbeit gut damit umgehen kann, mein AD(H)S zu verbergen, lasse ich in den Proben gerne auch mal los. Die konzentrierte, aber lockere Atmosphäre der Proben gibt mir die Möglichkeit, eine Pause vom streng geregelten Alltag zu machen. Genau diese Mischung aus Ernsthaftigkeit und Freude schätze ich am männerxang.
Wie verstehen sich der Songwriter Kevin und der mxk-ler Kevin? Gibt es Konflikte, Berührungspunkte?
Ich sehe keinen Widerspruch darin, als Singer-Songwriter und im männerxang aktiv zu sein. Im Gegenteil: Es ist eine Bereicherung. Jede Probe ist auch ein zusätzliches Stimmtraining. Als semi-professioneller Sänger profitiere ich enorm, und meine Erfahrungen als Musiker bringe ich wiederum in den Chor ein.
Du bist auch im Vorstand des mxk, welche Inputs möchtest du da einbringen? Wirst du gehört?
Als ich gefragt wurde, dem Vorstand beizutreten, wurde mir bewusst, wie geschätzt meine Perspektive im Chor ist. Es ist mir ein Anliegen, den männerxang als zeitgemässen, lebendigen und jung gebliebenen Chor zu positionieren. Die positive Resonanz auf meine Ideen zeigt mir, dass ich damit nicht alleine bin.
Hast du Einfluss auf das Repertoire, auf die Setlist der Konzerte?
Definitiv. Ganz allgemein findet man bei Jonathan Prelicz stets ein offenes Ohr für musikalische Vorschläge. Als Sohn portugiesischer Migranten, hat es sich natürlich ergeben, dass ich Vorschläge beim „Südliche Klänge“-Projekt machen konnte. Besonders Freude hatte ich, dass mein Vorschlag „Human Heart“ von Coldplay zu singen, umgesetzt wurde. Wenn gestandene Männer ein so verletzliches Lied aufführen und dabei „Boys, boys don’t cry“ singen, zeigt es mir auch, dass unser Chor bereit ist, mit der Zeit zu gehen und tradierte Männerbilder mit musikalischen Mitteln in Frage zu stellen.
Welches sind deine persönlichen Highlights in und mit dem Chor?
Zwei Erlebnisse sind mir besonders in Erinnerung geblieben, zum einen die Aufführung von „Grândola Vila Morena“, bei der der Chor mit viel Engagement ein portugiesisches Lied einstudierte. Die Reaktion der portugiesischen Community in der Schweiz war überwältigend. Unser Video erreichte über 90.000 Views auf Facebook. Und zum anderen ist es die Aufführung meines eigenen Songs, „Lea us em Wallis“, der von Jonathan für den Chor arrangiert wurde.
Warum singst du?
Das ist eine sehr persönliche Frage… Und wenn du mich vor zwei Jahren gefragt hättest, hätte ich dir eine klarere Antwort geben können. Heute bin ich mir eben nicht mehr so sicher, aus welchem Grund ich singe. Vielleicht ändern sich die Gründe im Laufe des Lebens. Ich beginne das Singen als Selbstsorge zu betrachten. Da mich meine Stimme stets durchs Leben begleitet, sehe ich im Singen und Pflegen der Stimme auch die Sorge um mich selbst. Aber was weiss ich schon darüber, aus welchen Gründen ich mich für dies oder jenes interessiere und begeistern kann.
Was bringt der mxk dem Dorf?
Ganz pragmatisch gesagt: Nach der Probe profitieren die Beizen im Dorf von uns, denn das Bierchen oder Mineral gehört einfach dazu. Aber im Ernst – der männerxang ist ein wichtiger Bestandteil der Musikkultur in Küssnacht und bringt Leben in die Gemeinde.
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